05 Wissenschaft und Gesellschaft
Die Technokratie pragmatischer Planung achtet die Autorität der Wissenschaft im Zeitalter einer postfaktischen Blase. Tatsächlich ist Wissenschaftsfreiheit eines der Fundamente liberal-konservativer Denker und Eurokritiker, die sich auch als Verfassungspatrioten bezeichnen. Die verfassungsrechtspolitische Garantie der Wissenschaftsfreiheit ist eine Besonderheit der Bundesrepublik. Andere Länder wie Frankreich haben ihre Universitäten staatszweckdienlich reformiert (die Écoles). Der Stellenwert der Wissenschaft in der Gesellschaft ist heute in Gefahr. Der türkische Präsident Erdogan beansprucht, muslimische Seefahrer hätten Amerika entdeckt, der ungarische Ministerpräsident Orban will mit einem neuen Hochschulgesetz nur staatsgefällige Universitäten und US-Präsident Trump zieht sich in eine postfaktische Blase zurück. Sie bauen sich eine Wissenschaft, die sie wollen. Doch kein Despot konnte jemals das universale Wahrheitsinteresse der Menschen aufhalten. Politische Kontrollversuche führten nur zu Kulturkämpfen.

Deshalb ist die verfassungsrechtliche Kontrolle der Wissenschaftsfreiheit ein hohes Gut. Doch auch hier verliert Deutschland zusehends seinen Halt. Zivilklausel, Gender-Studies, Alternativen in der Medizin oder auch eine europapolitische Agenda sind Zeichen zunehmender politischer Einmischungen und teilweise selbst verschuldete Politisierungen. Sie verursachen ein Misstrauen in die Wissenschaft und mindern den Anspruch des Wissens, vor allen Subjekten gerechtfertigt zu sein.