02 Links, Rechts, Liberal, Konservativ, …

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Was den Liberal-Konservativismus von allen anderen politischen Richtungen unterscheidet ist die Tatsache, dass er einer Tradition und keiner Ideologie folgt. Liberale in Deutschland sind weitestgehend Ideologen, die sich nicht auf die Herrschaft des Rechts verpflichten und einer EU-Romantik folgen. Das zeigt sich vor allem auf der EU-Ebene, wo die Liberalen einen Europäischen Zentralstaat fordern, der dem Regelwerk der Verträge nicht mehr entspricht. Politische Entscheidungen beruhen hier auf der Interpretation von Prinzipien und nicht aus einer Anpassung und Annäherung an die Vernunft der bestehenden Ordnung wie im Liberal-Konservativismus. In Verblendung einer Ideologie werden gesunder Menschenverstand und bürgerliche Mitte aus den Augen verloren. Aus seinen zweifellosen Grundsätzen wie der individuellen Freiheit, Privateigentum, Vertragstreue oder Vertragsfreiheit können aus dem Liberalismus sowohl links- als auch national-liberale Positionen abgeleitet werden. Hier kommen Konzepte wie der negativen Freiheit gegen staatlichen Zwang oder qualitativer Freiheit wünschenswerter Teilhabe an öffentlichen Gütern ins Spiel. Er verliert sich auf der Suche nach einem gemeinsamen Nenner. Das Gemeinwohl muss im Liberalismus erst noch gefunden, bei den Sozialisten erzwungen und bei den Christlich-Konservativen wiedergefunden werden. Der Bezug zur Gemeinschaft ist bei Liberalen zynisch. Bei Crowdfunding, modernem Entrepreneurwesen wird sich darauf positiv berufen. Gleichzeitig wollen sie es entflechten, entzweien, individualisieren. Die Freiheit des Individuums wird hier losgelöst von seinen sozialen Rollen in Institutionen gedacht. Institutionen als Manifestation von Regelsätzen, wo wichtiges gesellschaftliches Wissen zum Zusammenleben tradiert wird, gelten als entfremdende Mächte. Doch gerade der schützende Rahmen einer institutionellen Ordnung stiftet Freiheit in der modernen Gesellschaft. Institutionen stellen die Verbindlichkeit politischer Entscheidungen her. In ihnen werden Verantwortlichkeiten zugewiesen und dann gesondert wahrgenommen. Komplexität wird reduziert und der Bürger entlastet. Sie sind am besten tradiert und zeichnen sich durch Kontinuität aus. Eingeübte Kompetenzen der Bürger zur Organisation des Gemeinwesens sollen nicht erschüttert werden. Sozialisten dagegen wollen mit Zwang direkt eine andere Gesellschaftsform. Und Konservative wollen künstlich den Wert der Gemeinschaft wieder hervorheben, weil er in der modernen Industriegesellschaft verloren gegangen sei.

Individuum und seine Rechte im Mittelpunkt

Im Liberal-Konservativismus muss der Mensch nicht erst auf der Suche nach Gemeinschaft mit sich selbst identisch werden. Er verteidigt die Rechte des Individuums ohne Vorrang einer politischen Agenda und sieht seine Teilhabe an einem funktionierenden Gemeinwesen durch Institutionen verbürgt: Familie, Vereine, Verbände, etc. Hier wird bürgerliches Engagement in der Demokratie organisiert.

Liberal-Konservativismus ist also mehr als liberal und konservativ zusammen – es ist auch ein bestimmter Hintergrund, der den Leitfaden ausmacht. Liberal-Konservativismus ist ideengeschichtlich dasjenige, was Deutschland bisher ausgemacht hat: die Tradition seiner Bürgerlichkeit. Deutschlands weltweites Ansehen geht auf den funktionsfähigen Staat und seinen Institutionen zurück, welche die freiheitlich-demokratische Grundordnung schützen.